Entwicklung der Burgen im Frühmittelalter - von der Motte zur Steinfestung
Shownotes
Im Frühmittelalter, zur Zeit der Karolinger (8.–9. Jh.), entstanden einfache Holz-Erdburgen, meist als Mottenburgen mit Erdwall und einem Turm auf einem Hügel.
Im Hochmittelalter, besonders unter den Staufern (12.–13. Jh.), entwickelte sich der Burgenbau weiter: Es entstanden mächtige Steinburgen mit Ringmauern, Türmen und Wohntrakten. Diese Burgen dienten nicht nur der Verteidigung, sondern auch als Verwaltungszentren und Zeichen fürstlicher Macht und Repräsentation.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Hier ist der Podcast der Deutschen Burgenvereinigung.
00:00:13: Wir haben uns den Erhalt und die Erforschung europäischer Burgen und Schlösser zum Ziel
00:00:18: gesetzt.
00:00:19: Mein Name ist Isabel Gronack-Walz und mir gegenüber sitzt Herr Dr.
00:00:24: Reinhard Friedrich, der Leiter des Europäischen Burgeninstitutes.
00:00:27: Wir haben uns heute ein Thema vorgenommen, das für uns alle sehr, sehr interessant ist,
00:00:34: die wir uns für Burgen begeistern und für Burgen interessieren.
00:00:37: Denn die Bugen, die wir heute sehen, das sind oft Burgen aus dem Spätmittelalter, aus der
00:00:42: Früh-Renaissance, aber natürlich hat die Entwicklung der Burgen sehr viel früher angefangen.
00:00:47: Und wir werden uns heute damit befassen, wie sich die Burgen entwickelt haben seit dem
00:00:54: Frühmittelalter.
00:00:55: Ja, womit hat es denn angefangen hier bei uns in Europa?
00:01:01: Befestigt haben sich die Menschen natürlich immer schon.
00:01:05: Schon in der Steinzeit kennen wir großräumige Wallanlagen. Das ist eine Befestigungs
00:01:10: und eine Siedlungsgemeinschaft, die wir immer schon in der Archäologie feststellen können.
00:01:14: Und das bleibt aber in der Karolingerzeit und im 10.
00:01:18: Jahrhundert noch ähnlich.
00:01:20: Auch da kennen wir einsetzend in der späten Merowingerzeit, also im späten 7.
00:01:24: Jahrhundert, großräumige Befestigungsanlagen, meist aus Holz und Erde, aber auch aus Trockenmauerwerk
00:01:32: errichtet.
00:01:33: Die hat man früher als "Flieburgen" bezeichnet, weil man immer gesagt hat, die waren gegen
00:01:37: Ungarn oder gegen Wikinger gerichtet.
00:01:40: Mittlerweile ist man da etwas weitergekommen und sieht, sie durchaus auch als im Zusammenhang
00:01:46: mit Landesausbau und einer multifunktionalen Ausstattung.
00:01:54: Also es sind aber eben Merkmale großräumiger Wallanlagen, die wir noch nicht im eigentlichen
00:01:59: Sinne als "Burgen" bezeichnen, sondern als Befestigungen.
00:02:02: Das ist die Phase im 9. bis 10.
00:02:05: Jahrhundert.
00:02:06: Kann man denn von diesen Anlagen heutzutage noch welche sehen?
00:02:10: Gibt es dann noch Überreste oder wurde das alles überbaut?
00:02:12: Nein, die sind selten überbaut, weil die in der Regel auf einer Höhe und gerne auch im
00:02:18: Wald liegen.
00:02:19: Aber sie sind eben nicht so markant, wie wir die heutigen Burgen kennen mit einem großen
00:02:24: Turm, sondern das sind recht unscheinbare Wälle oder Ringwälle oder Wallanlagen, die
00:02:32: man dann auch bei Wanderungen oder bei, wenn man sich vorbereitet, findet, aber die nicht
00:02:36: so markant in die Gegend wirken oder in die Landschaft wirken, wie große Burgen, wie wir
00:02:42: das heute kennen, mit Bergfried und Palas.
00:02:45: Das habe ich ja schon häufiger gesehen bei meinen Wanderungen, dass da auf einmal merkwürdige
00:02:51: Welle und Gräben im Wald sind an den Wanderwegen entlang und ich habe mich immer schon gefragt,
00:02:56: was mag denn das sein und jetzt werde ich da mal genauer darauf achten, ob da sich vielleicht
00:03:02: drunter verbergen könnte so eine alte Wallanlage.
00:03:05: Ja, unbedingt.
00:03:06: Also die liegen natürlich auch in den ähnlichen Bereichen, wie die späteren Burgen auch
00:03:10: liegen.
00:03:11: Sie können aber auch vorgeschiedlich sein.
00:03:13: Und dann passiert aber im Ende dieser Zeit etwas sehr spannendes, da müssen wir uns
00:03:18: noch ein bisschen damit beschäftigen, was eine Burg eigentlich ist.
00:03:21: Und bisher, was ich geschliedert habe, sind eher großräumige Befestigungsanlagen für
00:03:25: eine Gruppe von Leuten, wo natürlich immer einige dabei sitzen, die das verwalten, die
00:03:30: das sagen haben.
00:03:31: Und wir kennen das von einigen Wallanlagen, das sich in diesem Bereich dann plötzlich
00:03:35: ein, oder nicht plötzlich, aber relativ schnell, ein kleinerer Bezirk herausbildet, in dem eine
00:03:41: eigene kleine Burg entsteht.
00:03:43: Und das ist eigentlich der Anfang der kleinräumigen Adelsburg, wie wir sie dann eigentlich
00:03:48: im hohen Mittelalter als Burg verstehen.
00:03:51: Da gibt es sehr schöne Beispiele.
00:03:53: Was mir jetzt spontan einfällt, ist das Schlössel bei Klingenmünster, weil wir da wirklich
00:03:59: nach ablesen können, wie sich in einer großräumigen Wallanlage dann auf kleineren Terain eine
00:04:05: eigene Burganlage herausbildet.
00:04:07: Und aus welchen Materialien sind dann diese kleineren Burganlagen?
00:04:11: Die kleineren Burganlagen sind auch, wie die größeren auch, davon abhängig, welche
00:04:18: Möglichkeiten, finanziellen Möglichkeiten der Bauherr hatte.
00:04:21: Also viele sind aus Holz, aber die besseren sind dann aus Stein auch gebaut.
00:04:25: Es sind aber kleine, kompakte Anlagen, die im Grunde nur aus einem Hauptturm bestehen,
00:04:30: also man hat in diesem Turm auch gewohnt, der Herrschaftsbereich mit einer relativ geringen
00:04:39: Abstand mit einer Mauer umgeben, die eben aus Holz oder aus Stein sein kann, manchmal
00:04:44: ein Torhaus und Wirtschaftsgebäude, aber im Grunde noch eine sehr kompakte Anlage, die
00:04:51: zwar schon die Entwicklung andeuten, in die es später geht, die aber noch nicht allzu
00:04:54: viel mit unserem Bild der späteren stauferzeihlichen Burg zu tun haben.
00:04:58: Gibt es da eigentlich besonders bevorzugtes Holz oder hat man das genommen, was halt
00:05:03: in der Umgebung vorhanden war?
00:05:05: Da hat man das genommen, was in der Umgebung vorhanden war.
00:05:08: Interessant.
00:05:09: Und wie ist dann der nächste Schritt?
00:05:11: Wann ungefähr kann man sich den nächsten Schritt vorstellen?
00:05:13: Ja, diese kleinräumige Adelsburg, also diesen Wohnturm mit Mauer drum herum, das ist eigentlich
00:05:20: typisch, das typische Burgenbild für die Salierzeit und für das frühe 12.
00:05:25: Jahrhundert, also das 11.
00:05:26: Jahrhundert und im Laufe des 12.
00:05:28: Jahrhunderts, sagen wir gegen die Mitte, vollzieht sich dann nochmal ein neuer und
00:05:33: wichtiger Wandel, da wird nämlich der Bereich zwischen Turm und Wohngebäude.
00:05:38: [Munzer]
00:05:41: wird getrennt. Es entsteht also die Zweiteilung Palas zum Wohnen und auch Verwalten, also der
00:05:47: bequemliche Gebäude, wo Gericht gesprochen wurde, wo gefeiert wurde, wo aber auch der Burgherr
00:05:53: gewohnt hat und dem Bergfried, der jetzt eher eine symbolische Funktion hat. Also man wohnte
00:05:58: in Bergfried nicht mehr, höchstens mal ein Türmer und diese Zweiteilung optisch in Bergfried und
00:06:05: Palas, wie wir sie in der Wartburg kennen, wo das dann auch Mitte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen
00:06:09: ist. Das ist eigentlich das, was wir dann im Mittelalter als die mittelalterliche Burg kennen.
00:06:15: Die bildet sich im Mitte des 12. Jahrhunderts heraus und ist dann während der ganzen Stauferzeit
00:06:21: eigentlich das typische Burgenbild. Und wie viele Menschen haben so ungefähr so einer Burg gewohnt
00:06:28: von bis? Relativ geringe Zahlen. Man ist immer wieder überrascht über Aufstellungen. Also 10
00:06:34: bis 20 Leute waren es, wenn eine Burg nicht jetzt im Kriegszustand war, sondern man hat eben die
00:06:40: Burgfamilie ein paar Bedienstete und einige Leute, die man zur Bewachung brauchte, vor allem auf
00:06:45: dem Turm, saß jemand, ein Türmer. Manchmal kennen wir auch schriftliche Aufstellungen über die
00:06:50: Bedienstsitten, über die Anzahl der Bedienstsitten, Besoldungen gewissermaßen und das sind erstaunlich
00:06:55: wenig. Also das war eher so im Bereich, um die 20 umspielt sich das. Eine Familienburg gewissermaßen?
00:07:02: Ja, die kleine, räumige Adelsburg eben. Das ist der Unterschied zu den großen Wanderlagen.
00:07:07: Jetzt ist nur noch eine einzelne Familie da und hat dort das Sagen und hat auch ihren repräsentativen
00:07:12: Wohnsitz. Daher vielleicht auch der Ausdruck befestigtes Haus, dass es sich eben nicht um viele
00:07:20: hundert Menschen handelt, wie einem die Filme manchmal glauben machen wollen, sondern eben
00:07:25: tatsächlich um eine kleinteiligere Anlage. Ja und das ist die Burg. Dazu kommen dann noch Dinge
00:07:33: wie eine Kapelle, ein Burgtour, eine Umwallung. Das ist jetzt das Bild, was wir uns zwölften und
00:07:41: früh in 13. Jahrhundert kennen. Burg Landeck beispielsweise ist in der Pfalz ein wunderbares
00:07:46: Beispiel einer staubarzeitlichen Burg und dann im 13. und 14. Jahrhundert erweitert sich das.
00:07:53: Es kommen weitere Ringmauern außen rum dazu, ein Zwinger. Also auch da werden die Burgen weiter
00:08:01: ausgebaut. Das sind ja keine starren Objekte, die einmal gebaut und dann nicht mehr verändert
00:08:06: werden, sondern auch eine Burg, die über mehrere Jahrhunderte existiert wird ja weiterentwickelt
00:08:10: und passt sich auch der modernen Waffenentwicklung dann natürlich an. Vielleicht können wir an
00:08:16: dieser Stelle auch nochmal den Unterschied klarmachen zwischen den großen Residenz-Burgen oder den
00:08:22: Pfalzen und den Burgen, die eben die Landadligen inne hatten bzw. diejenigen, die das Land tatsächlich
00:08:31: ständig verwaltet haben und den Burgen, die eben dem Hofstaat dienten, um über das Land zu ziehen.
00:08:39: Das sind im Grunde die selteneren Anlagen, die größeren natürlich, die sogenannten
00:08:46: Pfalzen, die den umherziehenden König oder Kaiser bebergten, waren nicht immer befestigt,
00:08:53: das ist nicht eine zwingende Voraussetzung, aber sie konnten befestigt sein. Dann die großen,
00:08:58: wir nennen das Garnisonsburgen, die Ritterorden sind ein bekanntes Beispiel dafür, die Marienburg
00:09:03: beispielsweise, da sind natürlich eher große, heute würden wir sagen Festungen, also große
00:09:10: Garnisonsburgen, nennen wir das, also großräumige Anlagen. Die typische Burg ist aber wirklich die
00:09:16: kleinräumige Burg einer Adelsfamilie, die eine ganz unterschiedliche Ausstattung, je nachdem,
00:09:24: wie viel über wie viel Vermögen der Bauherr verfügte, errichtet worden sein können. Es gibt
00:09:28: eben auch die ganz einfachen, auch nach wie vor aus Holz errichteten Anlagen im 12. und 13. Jahrhundert.
00:09:34: Es gibt die Ausbaugebiete, das ist eine sehr spannende Sache, wo ein Burgensitzer oder
00:09:41: ein zukünftiger Burgensitzer gewissermaßen sich seine Herrschaft rodet und dort in dem neu
00:09:46: gerodeten Gebiet seine Burg erbaut und auf diese Weise ja sich eine eigene Herrschaft gründet,
00:09:51: also all diese Möglichkeiten gibt es im 12. und 13. Jahrhundert und die Vielfalt dieser Burgen
00:09:58: bestimmen unser heutiges Bild von der Mittelalterlichen Burg. Vielen Dank für diese
00:10:04: interessanten Einblicke zur Entwicklung der Burgen, das war der Podcast der Deutschen
00:10:09: Burgenvereinigung Isabel Gronack-Walz und mir gegenüber der Leiter des Europäischen Burgeninstitutes
00:10:15: Dr. Reinhard Friedrich.
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