Essen und Trinken auf der Burg

Shownotes

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00:00:10: Hier ist der Podcast der Deutschen Burgenvereinigung.

00:00:13: Wir haben uns den Erhalt und die Erforschung europäischer Burgen und Schlösser zum Ziel gesetzt.

00:00:19: Und wir haben uns entschlossen, einen Podcast für alle Menschen zu machen, die genauso begeistert

00:00:25: von Burgen und Schlössern sind wie wir.

00:00:32: Hallo, wir befinden uns wie immer auf der Philippsburg oder auf Schloss Philippsburg hier in Braubach,

00:00:40: dem Sitz des europäischen Burgeninstituts. Und mir gegenüber sitzt Herr Dr. Reinhard Friedrich,

00:00:48: der Leiter des europäischen Burgeninstituts.

00:00:50: Wir werden uns heute mit einem Thema beschäftigen, was mir persönlich ganz besonders am Herzen liegt

00:00:55: und das ist Essen und Trinken auf den Burgen.

00:00:58: Herr Dr. Friedrich, was hat man denn auf den Burgen damals im Mittelalter gegessen?

00:01:04: Ja, ich kann jetzt sagen, Kartoffeln und Tomaten, aber das ist genau der Einstieg schon mal,

00:01:09: denn viele Speisen, die wir heute gewohnt sind, Kartoffeln, Mais, Reis, gab es eben alles im Mittelalter nicht.

00:01:15: Und insofern war der Speisezettel deutlich karger als er heute ist.

00:01:22: Ein wesentlicher Teil stellte das Getreide da, sowohl als Brei, als auch als Brot, also 400 bis 500 Gramm Brot täglich

00:01:34: gegessen von einer Person. Also Brot als Grundnahrungsmittel. Getreide und Brei waren die wichtigsten

00:01:41: Bestandteile der täglichen Mahlzeiten.

00:01:45: Das ist ja sehr interessant, da kommt man ja heute wieder drauf zurück, ich denke nur

00:01:49: an Müsli, an alle möglichen Getreidebreie, wo man heute wieder erkennt, wie gesund das ist

00:01:55: und wie gesund es ist, dass man die unbehandelt zu sich nimmt, also unraffiniert.

00:02:00: Ja, das gab es im Mittelalter noch weniger natürlich. Man hat schon, wenn es ging mit Gewürzen gearbeitet.

00:02:09: Pfeffer war teuer, aber wichtig, Salz natürlich. Beides Salz und Pfeffer hat man gerne genutzt

00:02:15: um den etwas eintönigen Geschmack ein bisschen aufzupeppen.

00:02:20: Was ja uns sonst bei Festen vorstellen: viel Fleisch. Das waren alles Zuspeisen.

00:02:26: Die Grundernährung der Bevölkerung und auch der Burgbesatzung waren in der Tat Brot, Breie und wenn es ging natürlich auch ein Stück Fleisch.

00:02:35: Das war dann eher das Besondere. Das dürfen wir nicht verwechseln mit den großen Festen.

00:02:40: Da hat man natürlich gezeigt, was man hatte. Aber der Alltag sah eben anders aus.

00:02:46: Wir müssen uns auch ein bisschen dem Thema nähern von der Quellenlage her. Denn woher,

00:02:52: will mal überhaupt wissen, was die Menschen im Mittelalter gegessen haben? Denn das ist ja eigentlich

00:02:58: etwas sehr Alltägliches und das wurde nicht aufgeschrieben. Da haben wir zwei Möglichkeiten:

00:03:04: Zum einen eben doch die Schriftquellen, aber indirekt. Denn wir erschließen es aus Rechnungen. Es wurden ja

00:03:09: auch wie heute auch Rechnungen angefertigt, was auf eine Burg geschafft wurde, was bezahlt wurde,

00:03:16: oder was inventarisiert wurde. Diese Rechnungen stellen eine wichtige Grundlage in der

00:03:25: Forschung dar um überhaupt festzustellen, was hat man im Mittelalter gegessen. Und das zweite ist dann die

00:03:29: Archäologie, die natürlich in Resten, in den Abfällen wühlt. Die aber auch in Geschirr und in

00:03:37: den täglichen Gebrauchsgegenständen, die mit Essen zu tun hatten, unterrichtet ist. Und daraus kann man

00:03:42: eben auch dann wieder einiges schließen. Und die Mischung aus diesen beiden ergibt dann doch mittlerweile

00:03:48: eine recht tragfähiges Bild über die Ernährungsweise im Mittelalter, die natürlich auch von Burg zu

00:03:53: Burg und Landschaft zu Landschaft und Jahreszeit, Jahreszeit unterschiedlich waren.

00:03:58: Die Jahreszeiten spielten eine viel größere Rolle als heute bei den Möglichkeiten, womit man sich ernähren konnte.

00:04:06: Ja, zwanzigläufig, denn es gab ja keinen Kühlschrank oder schon gar keine Gefriertruhe, in die man etwas

00:04:11: haltbar machen konnte, sondern man musste das nehmen, was eben die Region und was die Natur hergab.

00:04:19: Das hat man natürlich versucht, haltbar zu machen, auch durch pökeln. Pökelfleisch spielt eine

00:04:24: große Rolle. Oder in Norden der Stockfisch. Das haltbar machen von Materialien ist ein Thema,

00:04:32: das immer, immer wiederkehrt. Auf Burgen gab es oder bei Burgen gab es den Eiskeller,

00:04:37: wo man im Winter Eisblöcke gebrochen hat und aufbewahrt hat. Und die sich dann gegenseitig gewissermaßen noch die

00:04:43: Kälte erhalten haben, möglichst weit bis in den Sommer rein, um eine Möglichkeit der Kühlung zu haben.

00:04:51: Aber insgesamt war das Leben natürlich sehr von dem bestimmt, was die Jahreszeiten hergaben zum einen.

00:04:58: Zum anderen hat aber auch die Kirche den Alltag auch sehr strukturiert mit bis zu 70

00:05:02: Fastentagen. Das spielt natürlich auch eine Rolle. Wobei Fasten nicht unbedingt heißt weniger Essen,

00:05:09: aber weniger Fleisch natürlich und da kommen wir eben der heutigen Situation durchaus auch

00:05:15: wieder näher, dass viele freiwillig fassen, das war damals eben eher vorgeschrieben.

00:05:20: Ich habe auch gelesen, dass man weniger Malzeiten zu sich genommen hat als heute. Wir nehmen an oder wir

00:05:25: wissen es aus Schriftquellen, dass üblich die Einnahme von zwei Malzeiten pro Tag war.

00:05:30: Also vormittags eine und am Späten Nachmittag noch mal eine. Also dieses Naschen zwischendurch, das wir

00:05:35: heute kennen, das war damals keine Gefahr. Wie nennt sich noch diese Diät, die er die man heute so sehr propagiert,

00:05:41: wo man viele Stunden nichts zu sich nehmen darf, das kannten die Menschen im Mittelalter dann schon.

00:05:46: Intervallfasten. Das Intervallfasten genau, die mittelalterlichen Menschen waren alle

00:05:51: Intervallfaster und auch relativ fleischlos im Prinzip. Also zumindest was die breite Bevölkerung,

00:06:00: auch die Burgbesatzung. Wenn wir jetzt das Gesinde nehmen und die Wachen, dann sind wir eher in

00:06:06: dem Bereich der Ernährung der üblichen Bevölkerung. Die Herrschaft selber konnte natürlich dann bei

00:06:11: Festen wirklich auftischen. Da wurde dann vieles Gejagte, serviert, aber das war eben wie ein Fest eben

00:06:18: sagt, etwas Besonderes. Auch der Alltag der Ernährung auf der Burg für den Adel war nicht so wie

00:06:27: bei eben bei Festen. Fleischversorgung ist natürlich auch ein wichtiges Thema auf

00:06:32: Burgen. Wir kennen natürlich von vielen Burgen Schlachtabfälle. Das zeigt, dass die Tiere

00:06:40: Rinder Schweine Schafe häufig die Burg lebend erreichten und eben dort erst geschlachtet wurden.

00:06:46: Also auch ein Thema der Versorgung und der Haltbarmachung. Und dann eben erst dort haltbar gemacht wurden.

00:06:54: Aber die Versorgung war eben sie wurden auf die Burg angeliefert und dann geschlachtet bei Bedarf.

00:07:02: Was den Hintergrund mit vielen Tiergeräuschen auf einer Burg natürlich auch bestimmte.

00:07:05: Fleisch gab es eben wirklich lange nicht jeden Tag, sondern

00:07:10: das war dann schon etwas Besonderes. Wobei wir beim manchen Adeligen Gräbern, das weiß ich

00:07:16: aus der Merowinger Zeit, also die Zeit vor der richtigen Mittelalterzeit, das

00:07:22: frühe Mittelalter 6-7. Jahrhundert, wo wir noch viele Gräber haben und Bestattungen, dass dort

00:07:27: die Bessergestellten, die wir an ihrer Reitausrüstung erkennen, auch durchaus mit Gicht zu tun hatten.

00:07:34: Also dass die Wechselseite des übermäßigen Fleischkonsums war auch im Mittelalter, ob es bekannt

00:07:40: weiß ich nicht, aber es ist nachweisbar. Luxus, eine Luxuskrankheit sozusagen.

00:07:48: Hülsenfrüchte waren bestimmt auch sehr wichtig, um den Eisenbedarf zu decken. Und ich denke da immer

00:07:54: an diese Miniaturbilder, wo man große Kochtöpfe sieht, die langsam über den Flammen köcheln.

00:08:01: Ich glaube Eintöpfe, wo dann ein wenig Fleisch, aber auf jeden Fall viele Knochen ausgekocht wurden,

00:08:07: das war bestimmt ein wichtiger Bestandteil. Ja, also die Hauptkonsistenz waren eben

00:08:13: Eintöpfe, Breie und wenn es geht, mit Fleisch ein bisschen angereichert, aber auch eben

00:08:20: sehr viel Brot dazu. Und ich nehme an, dass der Garten der Burgen mit den Kräutern und

00:08:28: Gemüsen und so weiter auch eine wichtige Rolle gespielt hat, auch für die Versorgung mit allen

00:08:32: möglichen Vitaminen, Spurenelementen und so weiter, die dann hinzukamen. Das sicherlich auch.

00:08:38: Es war natürlich eine Bereicherung des Speisezettels. Also rein vegetarisch,

00:08:43: dass man ständig Salat gegessen hat, das wird noch nicht der Fall gewesen sein.

00:08:48: Aber man hat sicherlich auch ein bisschen auf die Vitamin Zufuhr, ohne dass man wusste, was es bedeutet,

00:08:52: geachtet. Fisch in bestimmten Zeiten, Fastenzeiten. Und auch sonst ist auf Burgen, wenn die Möglichkeit

00:09:00: bestand, sich mit Fisch zu versorgen, manche hatten sogar im Burgbereich einen Teich, ist das auch

00:09:06: nochmal eine wichtige Nahrungsquelle gewesen. Wir wissen das von den Wasserburgen

00:09:11: am Niederrhein oder im Westfälischen. Da waren diese Karpfenteiche im Grunde schon im Burggraben.

00:09:17: Also der Burggraben war schon ein Karpfenteich; genutzt als Karpfenteich.

00:09:22: Fisch ist eben auch eine wichtige Ernährungsgrundlage, die wir auf vielen Burgen finden und die wir

00:09:29: auch indirekt nachweisen können, nämlich durch sogenannte Fisch Bräter. Es gibt eine spezielle

00:09:34: Form der Keramik, innen glasierte, langgezogene Pfannen, die sehr gut für die Zubereitung

00:09:43: von Fisch geeignet waren und sicherlich auch dazu genutzt worden sind. Ah, das sind interessant,

00:09:48: da muss ich jetzt unbedingt mal darauf achten. Ja und man darf auch nicht vergessen, das

00:09:53: wahrscheinlich der Geschmack anders war, als heute, weil Zucker, den hatte man ja nur als absolutes

00:09:58: Luxusgut und Honig war sehr schwer zu beschaffen und auch entsprechend kostbar. Ja, auch das ist

00:10:06: richtig. Es gab an Süßmöglichkeiten Honig oder süße Früchte, die man sammeln konnte,

00:10:12: aber der schädliche Zucker, der heutzutage in der Ernährung ein Riesenthema ist,

00:10:18: die Gefahr war nicht gegeben, der Überzuckerung. Ja, interessant, deswegen konnte man ja

00:10:24: auch süß nicht einlegen. Also Marmeladen, süße eingelegte Früchte und so etwas, was wir alles

00:10:30: kennen, das war nicht möglich. Einsalzen schon, deswegen war Salz ungeheuer, wertvoll und wichtig.

00:10:37: Und Pfeffer eben als Geschmacksverstärker oder als Geschmacksbereicherungen, dem entsprechend teuer auch und weil

00:10:45: er auch schwierig zu bekommen war. Er musste auch weit verhandelt werden. Ja, was wir noch wissen, ist eben

00:10:50: Fisch und Fleisch eben nur als Zuspeisung. Man denkt ja gerne, bei einer Burg wurde ständig gejagt

00:10:55: und muss es immer Jagdfleisch gegeben haben. Nein, die Tatsachen zeigen, wenn

00:11:02: wir Burgen ausgaben und finden die Knochen in den Abfällen, dass eben vor allem Rind, Schwein und

00:11:10: Schaf gegessen wurden und das jagbare Tiere deutlich unter 5% im Knochenmaterial vertreten sind

00:11:17: meist nur 1 oder 2%, das heißt, sie dienten als Zuspeise, als Willkommene, bei Festen und nicht als

00:11:25: Nahrungsquelle. Nicht der Burgherr oder seine Diener sind morgens ausgeritten und haben das

00:11:31: Reh gejagt, damit man abends was zu essen hätte. So kann man sich das nicht mehr vorstellen.

00:11:37: Ja und ich weiß dann auch von den historischen Jagdrechten, dass ja auch nicht jeder Burgherr alles Wild in seinem

00:11:42: Wald jagen dufte. Hirsche zum Beispiel waren dem Hochadel vorbehalten. So ein

00:11:48: kleiner Adeliger, der dufte dann vielleicht Hasen jagen, aber andere Tiere eben nicht.

00:11:55: Nicht das Großwild. Nein, auf jeden Fall war das Erjagte, die

00:12:01: wilden Tiere, die man erjagte, stellt eine Bereicherung des Speisezettels dar, aber es war nicht die Grundversorgung.

00:12:08: Diese wurde wirklich durch Brei, Getreide und Tiere, die angeliefert wurden [gedeckt].

00:12:15: Schlachttiere, die angeliefert wurden: Rind, Schwein und Schaf, Huhn, das waren die Grundnahrungsmittel.

00:12:22: Wobei, wie gesagt, der Fleischbedarf eben, es gab nicht jeden Tag Fleisch, sondern es wurde dann portioniert.

00:12:27: Und natürlich bei großen Festen hat man dann ein bisschen aufgefahren und das gezeigt, was man sich leisten konnte,

00:12:32: bis hin zu raffinierten Zubereitungen. Es gibt ja auch immer wieder Rezepte. Auch da sind wir in den schriftlichen

00:12:37: Quellen, kommen wir in Richtung frühe Kochbücher und Rezeptsammlungen. So ab dem 14. Jahrhundert,

00:12:43: da kann man natürlich auch einiges daraus schließen. Interessant ist auch, dass die großen

00:12:50: Feste, da, wo man viel konsumiert hat, sehr häufig auch einhergehen oder zusammenfallen mit den

00:12:57: Tagen, wo die Abgaben an die Burg geleistet werden mussten. Also ich sage nur St. Martin und das

00:13:04: Martinsgans-Essen. Das fällt ja zusammen mit dem Ende des Arbeitsjahres der Bauern, die dann

00:13:11: eben ihre Gänse tatsächlich in der Burg abgeben mussten. Und die, die man nicht über den Winter bringen

00:13:17: konnte, die musste man dann halt sofort schlachten und auch tatsächlich dann sofort konsumieren.

00:13:22: Ja, genau, das Halten von Tieren ist natürlich eine Art von Haltbarkeit:

00:13:31: Haltbar machen, indem man die Tiere länger leben lässt. Aber sie müssen dann auch versorgt werden und

00:13:35: nehmen auch wieder Nahrungsmittel weg. Und insofern hat man natürlich gerade die Martinsgans dann

00:13:41: relativ bald verzehrt, weil sie nun schon da war und man sie so nicht durchfüttern musste.

00:13:46: Wobei Gänse auch noch eine andere Rolle auf den Burgen gespielt haben.

00:13:50: Das war nämlich durchaus eine Bereicherung des Wachtpersonals. Gänse sind unbestechlich im Vergleich zu Hunden.

00:13:55: Und auf manchen Burgen ist belegt, dass man in der Tat Gänse genutzt hat um auf ungewöhnliche

00:14:04: Vorgänge aufmerksam gemacht zu werden. Ja, dann war das ja ein gutes Leben für die Gans im Gegensatz zum Huhn.

00:14:09: Teilweise schon. Was wir aber noch ansprechen können, sind eben auch die Bodenfunde,

00:14:15: Die Sachkultur, die wir ausgraben, gibt uns auch einige Hinweise auf die Ernährungs- und

00:14:23: Lebensgewohnheiten. Denn Keramik ist etwas, was sehr haltbar ist im Gegensatz zu vielen anderen

00:14:30: organischen Materialien. Wenn es ein Topf hinfällt, dann wird er auf den Abfall geworfen oder in

00:14:36: der Abfallhalde entsorgt. Und dort können wir Archäologen das finden und graben es dann aus und sind

00:14:42: über diese Art und Weise eben auch recht gut informiert. Wenn wir an die Menge an Scherben sehen,

00:14:47: dann macht das Kochen, das Kochgeschirr, Töpfe, Vorratsgefäße den wesentlichen Anteil der Keramik aus.

00:14:54: Wenn man das mal durchzählt und wiegt, dann sind es vielleicht 80% der Funde. Diese gehören in den Bereich Kochen

00:15:00: und dickwandige Vorratsgefäße, also da wo etwas bevorratet wurde. Auch kleine Fässchen aus

00:15:07: Ton haben wir schon ausgegraben, wo eben Flüssigkeiten aufbewahrt wurden oder auch mit aus Feld genommen

00:15:14: werden konnten. Und dann gibt es aber auch den Bereich Tischgeschirr. Das ist dann das deutlich feinere,

00:15:20: bessere Geschirr, das auch importiert worden ist. Dieses Steinzeug, Stichwort "Siegburger Steinzeug" ist

00:15:27: natürlich eine ganz wichtige Sache, weil es kostbar war; weil es schwieriger herzustellen war,

00:15:32: weil man das aber auch bei Tisch schön zeigen konnte. Wenn man später in späteren Zeiten die Bilder von

00:15:38: Breugel sieht, da steht Steinzeug auf den Tisch. Glas als gehobenes Tischgeschirr, diese feinen Nuppenbecher

00:15:46: waren eine wichtige Ausstattung. Auch da sieht man, dass man es bei Tisch, bei Festen

00:15:53: durchaus mit komfortablen Tischgeschirr und Glasgefäßen zu tun hatte. Die Handwasch-Sitte, diese sogenannten

00:16:00: Aqvamanilen, also kleine Gefäße mit denen man sich die Finger säubern konnte, auch eine

00:16:06: Auffangschale dazu brauchte, das waren auch Tischsitten der gehobenen Adelsgesellschaft, also höfische Tischsitzen,

00:16:13: die dann aber auch in vielen Burgen Einzug hielten, was wir bei archäologischen

00:16:19: Ausgrabungen auch häufig finden. Also diese Buchstücke von Aquamanilen, das sind so Ausschankgefäße in

00:16:25: Tierform gerne, die finden wir recht häufig. Ja, man hat ja mit der Hand gegessen, also ein Messer hatte

00:16:31: man ja oft bei sich, aber eine Gabel war ja unbekannt und zunächst auch verpönt als "weibisch".

00:16:39: Ja, die Gabel kam auch generell erst später auf. Die Tischsitte im 12 und 13 Jahrhundert war, dann wirklich die Handwaschung.

00:16:47: Dass man sich die das Fett von den Speisen, bei den Festen [von den Händen wusch]. Es war ja dann nicht

00:16:53: der Alltag, sondern der Sonntagsbraten gewissermaßen. Da wurde dann diese Schüssel herumgereicht

00:17:00: und dieses Aqva Manile, also das Handwasch-Gefäß. Und wo man sich dann quasi bei Tisch die Hände gewaschen hat.

00:17:08: Und man hat das Brot zum Teil wie ein Teller verwendet, ist das richtig? Das ist auch möglich. Ja, es wurde wie gesagt viel Brot gegessen.

00:17:16: Aber es gibt auch Holzschalen. Da haben wir natürlich schon einige Tellerformen. Oder, aber das ist dann wieder die

00:17:23: einfache Version, wo eben Kuhlen in den Tisch geschnitzt waren, um eben den Brei daraus essen zu können.

00:17:29: Wo gibt es denn eine Ausstellung, wo man sich dieses Geschirr gut angucken kann hier im Rheintal?

00:17:35: Ja hier im Rheintal selber jetzt nicht. Vielleicht ein bisschen in Bingen im Museum, aber das findet man immer wieder in Museen,

00:17:42: auch bei Burgen. Viele Burgen haben ja auch kleine Museen, wo sie das was bei ihnen gefunden worden ist, ausstellen.

00:17:48: Und da findet man immer wieder gute Hinweise auf Tischgeschirr, auf den Alltag eben. Wobei Essen und Trinken und Kochen,

00:17:58: eine wichtige Rolle spielte. Es gibt ein sehr schönes kleines Museum in Oberursel, bei Frankfurt.

00:18:05: Da haben wir mal eine Burg ausgegraben, die im Jahr 1382 sehr stört worden ist und wo bei der Zerstörung das ganze

00:18:13: Hausgeschirr in den Burgraben geworfen worden ist. Wo man die Gefäße noch wirklich zusammensetzen konnte oder sie noch ganz erhalten waren.

00:18:21: Die sind im Museum in Oberursel ausgestellt. Aber solche kleinen Ausstellungen über Geschirr gibt es eigentlich immer wieder.

00:18:28: In Siegburg selbst ist zu empfehlen das Museum in Siegburg, wo die ganzen Siegburger Waren in den großen Mengen und wunderbar ausgestellt sind.

00:18:37: Ja, und ich möchte an dieser Stelle auch nochmal auf unsere App hinweisen: "Unsere Burgen" überall dort, wo es Apps gibt, denn dort haben wir auch Bilder von Geschirr

00:18:46: und auch Bilder von Speisegesellschaften, Bilder von der Küche, drin, die man sich angucken kann, wo das Ganze dann auch nochmal bildhaft zu sehen ist.

00:18:55: Zum Thema Essen und Trinken gehört natürlich die Küche, als Ort, wo es zubereitet wurde und auch als interessanter Ort.

00:19:03: Auch da finden wir verschiedene Dinge zu aufbewahren, natürlich den Eisschrank, den hatte ich schon angesprochen, aber Spülsteine, Schütteine, wo gewissermaßen das Brauchwasser dann aus der Burg entsorgt wurde.

00:19:15: Und vor allem die Herdstelle selbst mit einem, wenn es komfortabel war, einem gemauerten Herd, auf den dann die Holzkohle gelegt wurde.

00:19:23: Da haben wir zwei verschiedene Art von Kochtöpfen. Die einen, das sind die sogenannten Kugel-Töpfe. Also der Boden ist kugelig, wackelig, den hat man in die Holzkohle direkt reingestellt, denn da ist er dann sehr stabil.

00:19:36: Und dann die Kochtöpfe mit einem flachen Boden, die man an diese Glut herangeschoben hat. Also diese beiden Möglichkeiten mit Geschirr zu kochen,

00:19:43: abgesehen von dem hängenden Kochtopf, dem Kessel, die gibt es, die sind eben häufig auch belegt. Die finden wir und die sind auch häufig in bildlichen Darstellungen belegt.

00:19:51: Ich glaube es gibt auch eine sehr schöne Burgküche, oben auf der Marksburg.

00:19:55: Da haben wir auch eine schöne Burgküche eingerichtet.

00:19:57: Genau, da kann man sich das auch nochmal betrachten. Und im Übrigen gibt es dort auch einen Eisschrank, der ist zwar nicht aus dem Mittelalter, sondern der ist glaube ich aus dem 19. Jahrhundert.

00:20:06: Aber er zeigte eben, er könnte im Mittelalter ähnlich ausgesehen haben und war nach Möglichkeit auch vorhanden. Also ursprünglich ein Eiskeller und dann wurde, damit man die Eisstücke immer direkt parat hat gern in der Küche noch ein Eisschrank hingestellt, wo diese Eisplatten, die man im Winter aus dem Teich gesägt hatte und dann eingelagert hat. Die wurden dann auf in die Küche hochgetragen.

00:20:32: Vielen Dank, das war wirklich wieder eine ganz besonders interessante Folge zum Thema Essen. Wir haben noch gar nichts zum Trinken gesagt, ich glaube das fehlt uns noch, das ist wichtig.

00:20:42: Das können wir natürlich auch noch ansprechen. Das ist natürlich Wasser. Aber das Wasser haltbar zu machen, ist immer eine Schwierigkeit. Nicht jeder hat einen Brunnen. Häufig wurde mit Zisternen gearbeitet, in denen also Wasser gesammelt wurde.

00:20:55: Die komfortablere Form war die Filter-Zisterne, wo es dann vorher gefiltert wurde. Aber dennoch ist es mehr oder weniger abgestandenes Wasser, ist eine gewisse Keimgefahr.

00:21:08: Und insofern hat man gerne Wasser mit Wein gemischt oder auch Bier getrunken. Der Bierkonsum im Mittelalter und auch der Weinkonsum war, das wissen wir aus Rechnungen, deutlich höher.

00:21:20: Aber hatte natürlich auch lange nicht so einen starken Alkoholgehalt. Es galt jetzt nicht als berauschendes, sondern als ein Grunde reines Getränk, weil eben diese Gefahr einer bakteriellen Kontaminierung bei Wein und bei Bier nicht so stark gegeben war.

00:21:37: Genau, das wussten die Leute nicht, aber sie haben es halt aus der Erfahrung erkannt.

00:21:43: Es ist aber nicht so, dass man jetzt den ganzen Tag betrunken war, sondern der Wein war so leicht und wurde auch mit Wasser verdünnt und auch gewürzt, teilweise.

00:21:52: Also insofern war es eine Bereicherung, um einfach den Geschmack etwas aufzubessern und auch die Keim-Situation erfahrungsgemäß eben dann etwas zu minimieren.

00:22:03: Beim Verzehr bei Tisch kennen wir eben durch die ganzen Funde, die wir haben, quasi gewisse Services, die genutzt wurden.

00:22:12: Es stand eben ein oder mehrere Krüge auf dem Tisch, in denen das Getränk gereicht wurde und jeder hatte seinen Becher aus dem er getrunken hat.

00:22:21: Die waren aber, das haben wir bei einigen Dingen messen können, relativ klein, also 0,1 bis 0,2 Inhalt.

00:22:29: Das waren jetzt so nicht diese großen Humpen, wie man sich das heutzutage vorstellt, diese Bierkrüge. Sondern es waren Kleine, eher in Kölsch Glas-Größe, aus deren man dann getrunken hat und dann eben entsprechend häufig nachgeschenkt hat.

00:22:43: Ja, Mundschenke gibt es ja auch, jedenfalls in den größeren Burgen, wo der Mundschenk allerdings natürlich dann auch die andere Funktion hatte: zu kontrollieren, was bekommt jetzt der Landesherr zu trinken.

00:22:55: Ja, das ist jetzt nicht derjenige, ursprünglich kam es zwar daher, der in seinem Landesherren das Wasser reichte, aber in Wirklichkeit hatte er natürlich die Aufgabe, sich darum zu kümmern, dass eben der ganze Tisch-Bereich gut organisiert war.

00:23:11: Vielen Dank.

00:23:12: Ich werde wieder viele Küchen in Burgen und Schlössern aufsuchen, um mir da noch mal genau zu betrachten, wovon wir heute gesprochen haben und auch die Burggärten.

00:23:22: Und ich muss sagen, ich bin schon ganz schön froh, dass ich heutzutage nur vor die Tür gehen muss und finde dort Läden, die mich das ganze Jahr mit dem versorgen, was ich mir gerade vorgestellt habe, heute Mittag Essen zu wollen und gar nicht so eine große Planung vornehmen muss.

00:23:39: Ich freue mich schon sehr darauf, dass wir uns an dieser Stelle mit einem weiteren interessanten Thema rund um die Burgen, Schlösser und Herrenhäuser Wiederhören.

00:23:50: Und hoffe, alle sind wieder dabei, beim Podcast der Deutschen Burgenvereinigung.

00:23:55: Mein Name ist Isabel Gronack-Walz und mir gegenüber sitzt Herr Doktor Reinhard Friedrich vom europäischen Burgen-Institut. Bis bald.

00:24:04: Bis bald!

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