Schloss und Park Benrath (1) - Ein spätbarockes Gesamtkunstwerk

Shownotes

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Burgen und Schlösser faszinieren. Doch hinter jeder glanzvollen Fassade verbirgt sich eine Frage, die über ihre Zukunft entscheidet: Wer hält diesen Zauber am Leben? In unserer neuen Reihe „Schlösser im Wandel“ reisen wir dorthin, wo Geschichte, Verantwortung und Leidenschaft aufeinandertreffen. Zum Auftakt führt uns der Weg nach Schloss Benrath in Düsseldorf – ein spätbarockes Gesamtkunstwerk. Dass dieses Juwel heute noch leuchtet, ist kein Zufall: Es ist das Ergebnis aus Hingabe, Ideen, kluger Finanzierung und dem Zusammenspiel vieler Menschen, die an den Wert von Kultur glauben. Wie entsteht so ein lebendiges Schloss? Wer schützt es, wer trägt es, wer sorgt dafür, dass seine Türen offenbleiben – für uns und für kommende Generationen? Über das Zusammenspiel von Stiftung, öffentlicher Hand und den aktiven Förderverein: „Freunde Schloss und Park Benrath e.V. spreche ich in dieser Reihe mit Prof. Dr. Stefan Schweizer, dem wissenschaftlichen Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath – und wir werfen einen Blick hinter die Kulissen eines Modells, das Mut macht und Hoffnung gibt.

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00:00:11: Hier ist der Podcast der Deutschen Burgenvereinigung.

00:00:15: Wir

00:00:15: haben uns den Erhalt und die Erforschung europäischer Burgen und Schlösser zum Ziel

00:00:20: gesetzt.

00:00:28: Hallo, hier ist Isabel Gronack-Walz, heute einmal aus Benrath.

00:00:32: Wir haben uns nämlich entschlossen, eine neue Reihe ins Leben zu rufen: "Schlösser im Wandel".

00:00:38: Und dabei sprechen wir über die Frage, die uns alle betrifft: Wie lassen sich historische Bauten heute erhalten, betreiben und finanzieren?"

00:00:47: Denn eines ist klar, ein Schloss oder eine Burg zu besitzen, ist nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern eine dauerhafte Verpflichtung-

00:00:55: organisatorisch, finanziell

00:00:57: und menschlich.

00:00:59: Ein besonders interessantes Beispiel für ein gelungenes Modell ist Schloss und Park Benrath hier in Düsseldorf.

00:01:06: Das spätbarocke Ensemble gilt nicht nur als architektonisches Juwel, sondern auch als Vorbild für die Verbindung von öffentlicher und  privater Förderung, Stiftung und bürgerlichen Engagement über den Freundeskreis: "Freunde Schloss und Park-Benrath e.V., der ein Förderverein ist.

00:01:26: Trägerin des Schlosses ist die Stiftung Schloss und Park Benrath.

00:01:30: Eine Einrichtung, die wissenschaftliche Arbeit, Museumsbetrieb, Denkmalpflege und kulturelle Vermittlung vereint.

00:01:37: Wie so eine Stiftung funktioniert, wie sie sich finanziert und was andere Schloss- oder Burgbesitzer daraus lernen können, wie die Zusammenarbeit mit solch einem Förderverein und einem Freundeskreis funktioniert um solch eine Anlage zu höchster Blüte zu bringen, darüber spreche ich heute mit Professor Dr.

00:01:55: Stefan Schweizer, dem wissenschaftlichen Vorstand der Stiftung.

00:02:00: Aber als allererstes interessiert uns natürlich Schloss Benrath.

00:02:06: Herr Professor Schweizer, erinnern Sie sich an den Moment, als Sie sich das erste Mal in diese Garten- und Schlossanlage verliebt haben?

00:02:15: Ja.

00:02:17: als ich das Schloss im Jahre 2005 das erste Mal besucht habe.

00:02:23: Das war ein wunderbarer Mai-Tag und ich bin von Norden an die Anlage herangetreten und habe durch Bäume etwas gesehen, was ich nur von Bildern kannte, nämlich eine rosafarbene Baustruktur hinter einem Weier und das begann eigentlich zu flirren.

00:02:41: Das ist ein ganz außerordentlicher Moment gewesen.

00:02:44: Denn diese Farbstimmung, die Lichtstimmung und das große Gewässer davor, das hatte alles einen perfekten Charakter, dass ich in der Tat für einen Moment wie gebannt war.

00:02:55: Und an den Moment erinnere ich mich noch heute.

00:02:57: Und manchmal, wenn ich mit der Straßenbahn hier ankomme, fahre ich eine Station weiter, um einfach diese Runde, die die Straßenbahn fährt, um den Schlossweier zu genießen an Tagen, an denen ich etwas mehr Zeit mitbringe.

00:03:10: Ich sehe schon, unsere Hörer sollten unbedingt das Wundervolle Schloss Benrath besuchen.

00:03:15: Und es ist eine Anlage aus dem 18. Jahrhundert, die auch auf einen bekannten Architekten zurückgeht.

00:03:22: Können Sie uns dazu mehr erzählen?

00:03:24: Ja, gerne.

00:03:25: Die Anlage geht auf eine historische Burg zurück.

00:03:30: Und dann auf ein frühbarockes Schloss aus dem siebzehnten Jahrhundert.

00:03:33: Das auch schon für sich genommen ein architektonisches Highlight war mit den ersten Gärten aus dem späten siebzehnten Jahrhundert.

00:03:41: Dann hat sich der hier regierende Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz und seine Ehefrau entschlossen, einen Landsitz in einem gänzlich unbebauten Gebiet südlich von Düsseldorf einzurichten, Schloss Benrath.

00:03:55: Es gibt ja ein kleines Dorf, es gibt noch ein Nachbardorf, das ist auch so alt, ist Urdenbach.

00:03:59: Und dort hat man eine Parkanlage eingerichtet, die von großem Reiz ist.

00:04:06: Und eine Schlossanlage, die der Architekt Nicola Pigage, der aus Lothringen stammt und der in Mannheim bereits Hofbaumeister war, geradezu perfekt inszeniert hat.

00:04:17: Also wir haben ein großes Hauptgebäude,

00:04:19: das nach außen sehr klein wirkt, aber über hundert Zimmer birgt.

00:04:23: Wir haben zwei Flügelbauten mit Höfen, mit kreisrunden Fassadenschnitt, segmentförmigen Fassadenschnitt und zwei Torhäuser.

00:04:31: Und das alles ist so eine gestaffelte Architektur wie eine Theaterszenerie.

00:04:35: Also der vorbeifahrende Besucher wird sozusagen zum Betrachter eines Schauspiels: aus einer großen Wasserfläche und aus diesen Gebäuden.

00:04:44: Und dann zeichnet sich rechts und links die Parkstruktur mit den einzelnen Gärten ab.

00:04:49: Das Gebäude ist an allen vier Seiten von Wasseranlagen umgeben.

00:04:52: Es tatsächlich spielt Wasser, eine ganz entscheidende Rolle hier im Park.

00:04:57: Und wir sind ja auch relativ nah an dem großen, landschaftsprägenden Gewässer des Rheins.

00:05:03: Der Park grenzt an den Rhein.

00:05:05: Für mich als Besucherin war auch immer besonders faszinierend, dass wir hier zwei ganz unterschiedliche Gärten oder Gartenformen haben.

00:05:14: Wir haben hier den Englischen Landschaftsgarten auf der einen Seite des Hauses und einen Barockgarten auf der östlichen.

00:05:22: Und der eine gehörte der Fürstin und der andere gehörte dem Fürst.

00:05:28: Man kann also hier vielleicht auch Vorlieben schließen?

00:05:31: Oder hat das seine Bedeutung da drin, wie das historisch hintereinander entstanden ist?

00:05:36: Das ist eine interessante Beobachtung.

00:05:38: In der Tat sind diese Gärten nicht zeitgleich entstanden, sondern der englische Part, der sogenannte englische Park, also eine landschaftsgärtnerische Raumgestaltung mit Ufereinfassungen, die naturnah wirken und mit einer hohen Biodiversität der Gehölze, (und der Barockgarten) sind nacheinander entstanden.

00:05:58: Aber kein zweiter Fürst in Deutschland Und vielleicht auch in ganz Europa hat tatsächlich diese Transformation der Gartenkunst von der sogenannten französischen zur englischen mitbegleitet wie Carl Theodor.

00:06:10: Carl Theodor hat fast sechzig Jahre regiert und in dieser Phase von Mannheim und Schwetzingen bis nach München, wo er den englischen Garten anlegen ließ, ganz maßgeblich diesen Stilwandel auch sozusagen mitgestaltet.

00:06:25: Also auch in Schwetzingen gibt es sehr früh englische Partien und am Ende seines Lebens entsprach auch dieser eher als sehr liberal gelesene Gartenstil, eher seinem Naturell als der Barockgarten mit der axialen Struktur und den architektonischen Einfassungen der Pflanzen.

00:06:42: Kann man da vielleicht auch den Wandel der Gesellschaft daraus ablesen?

00:06:47: Ja, definitiv.

00:06:50: Das ist sozusagen ein Subtext der Gartenkunstgeschichte, dass sich die Aufklärung, dass sich die Liberalisierung der Gesellschaft, dass sich der Aufstieg des Bürgertums und der Wandel des Adels erheblich abbildet in dieser Art von Gartengestaltung, kann man schon sagen.

00:07:06: Ab wann war der Garten denn zugänglich den Menschen der Umgebung?

00:07:10: Ab wann war das denn ein bürgerlicher Garten?

00:07:13: Es blieb ein adliger Garten, denn mit dem Machtwechsel nach den Befreiungskriegen, nach der französischen Okkupationszeit, fiel das Rheinland an Preußen.

00:07:27: Und tatsächlich hat ab 1820 hier der Stadtkommandant sozusagen gewohnt.

00:07:32: Als Sommersitz.

00:07:34: Er saß am Jägerhof in der Innenstadt mit seiner Familie und konnte aber das Sommerschloss Benrath -

00:07:40: und das hat er auch weidlich getan-

00:07:41: benutzten:  Friedrich von Preußen mit seiner Frau.

00:07:44: Willemine Luise von Anhalt-Bernburg.

00:07:46: Und dann wurde es nötig, der Öffentlichkeit Zugeständnisse zu machen.

00:07:51: Ihr auch den Zutritt zum Schlosspark zu ermöglichen.

00:07:53: In den 1920er Jahren ganz früh haben wir dann tatsächlich die ersten Vorschläge, den Park zu öffnen und das kann man am besten nachvollziehen in den Parkordnungen, die aufgelegt werden.

00:08:05: Die Älteste ist 

00:08:05: von 1823

00:08:07: und dann wird das immer sukzessive verändert.

00:08:10: Und diese Parkordnungen schreiben vor, wie man sich hier zu benehmen hat.

00:08:15: Da muss ich doch direkt mal eingreifen.

00:08:16: Wir haben in unserer letzten Podcast-Folge damit beschäftigt: Woher wissen wir eigentlich, wie man in der Vergangenheit gelebt hat.

00:08:23: Und da haben wir ganz viel darüber erfahren, dass es sich lohnt, in die Archive zu steigen, weil dort geschrieben steht, wie die Menschen früher, sagen wir mal so, wie sie sich verhalten sollten, woraus man auch schließen kann, wie sie sich vielleicht zunächst nicht verhalten haben.

00:08:38: Denn sonst müsste man keine Verordnungen anlegen.

00:08:41: Und auch hier in Benrath gibt es so etwas  - hoch interessant.

00:08:45: Wir sind in einer Zeit, in der die Liberalisierung der Gesellschaft in Anführungszeichen dazu führt, dass es Sphären gibt in der Gesellschaft, in der man eine ständeübergreifende Kommunikation einüben musste.

00:08:58: Was heißt das?

00:08:59: In Kirchen, in Palästen, auch im öffentlichen Raum gab es eine ganz starke Segregierung.

00:09:06: Also das Bürgertum hatte seinen Teil der Stadt, der Adel hatte seinen Teil der Stadt und die gesamte sozusagen Unterklasse, Unterschicht, also alles das, was Tagelöhner bis hin zu Handwerkern darstellt, hatte ebenso einen eigenen Anteil.

00:09:23: Und anders als wir das heute kennen, fanden die nie an einem und demselben Ort statt.

00:09:28: Der Hochadel hatte seine Sphären in der Kirche. Und das findet im Garten einen Ort, an dem man das einüben muss.

00:09:37: Also, an dem man einüben muss, dass der Bauer den Bürger und der Bürger den Hochartigen trifft.

00:09:43: Und das muss man organisieren und dazu dienten diese Parkordnung am Ende auch.

00:09:48: Das ist ja interessant, man kann sagen, die Gärten, das waren die ersten Orte.

00:09:53: Eigentlich der Liberalisierung, die ersten Orte, wo man auch auf die Idee kommen könnte:

00:09:58: Naja, wenn ich hier auf demselben Weg laufe und den Fürsten begrüße, warum bin ich dann dann eigentlich so viel weniger wert als der Fürst?

00:10:08: Bisher hat sich das ja immer völlig getrennt abgespielt hinter verschlossenen Gartentoren.

00:10:14: Ja, exakt.

00:10:14: Das ist auch der Beginn sozusagen dann der Idee des Stadtparks.

00:10:18: Aber in der Tat passieren hier Dinge.

00:10:22: die im Grunde genommen der Emanzipation des Bürgertums Vorschub leisten.

00:10:27: Denn der Garten ist damit ein Ort, an dem genau diese Ideen, wie sie sie gerade geschildert haben, aufkommen.

00:10:33: Wir haben das belegt bei Beethoven.

00:10:35: Wir kennen das von Schiller und auch von Goethe.

00:10:36: Es gibt auch genügend literarische oder künstlerische Zeugnisse der Zeit, die das begründen.

00:10:42: Ich gucke ja immer sehr, sehr gerne Gemälde in Schlössern an, die manchmal auch gar nicht von so sehr hohem künstlerischen Wert sind, die diese Anlagen von außen zeigen. Aber sie zeigen auch, wie Menschen sich um dieses Schloss herum sich bewegen, auf welche Art und Weise, zu Fuß, zu Pferd, mit der Kutsche.

00:11:01: Und dort kann man diese Begegnung beobachten.

00:11:04: Man sieht das bei den Frauen immer an den unterschiedlichen voluminösen Röcken zu welcher Schicht, die sich wohl zugehörig fühlen und auch ansonsten an der Kleidung.

00:11:13: Also ich kann nur sehr empfehlen, wer ein Schloss besucht, nicht nur die Decken betrachten, die Architektur, sondern auch einmal diese Gemälde, wo die Menschen sich selber darstellen.

00:11:24: Das Schloss Benrath, wenn man darauf zukommt, hat man ja den Eindruck: Das ist eine einzige Etage von Weitem.

00:11:30: Sieht das sogar beinahe aus wie so eine Art Einfamilien-Schlösschen, um das mal despektierlich zu betrachten.

00:11:37: Und wenn man hineingeht, sieht man, das sind vier Etagen und um die Innenhöfe, um die Lichthöfe. Dort sind Diese Etagen auch tatsächlich sichtbar.

00:11:47: und das ist etwas, was für mich Schloss Benrat ganz besonders macht.

00:11:52: Man kann nämlich diese Hierarchie im Schloss bei Führungen auch betrachten und erklärt bekommen.

00:11:59: Ja, das ist unser Renner, wenn man so will, das Führungsangebot durch die sogenannten verborgenen Räume zu gehen, ist tatsächlich etwas... außerordentliches.

00:12:10: Viele Schlösser müssen sich ja, weil diese rückwärtig gelagerten Räume für die Dienerschaft nicht mehr erhalten sind, mit den Prunk- und Paraderäumen begnügen.

00:12:19: Aber hier haben wir im Grunde genommen das, was Sie sagen, eine ausdifferenzierte Architektur und Infrastruktur, die auch in der Art, wie sie hier verbaut worden ist, ihresgleichen sucht.

00:12:31: Wir haben sehr, sehr viele, sozusagen, ingenieurtechnische Innovationen hier, die wir beobachten können vom Wasserkloset.

00:12:38: bis hin zur multifunktionalen Multifunktionalität.

00:12:43: Das führt am Ende auch dazu, dass man den Blick nicht nur auf Kurfürstin und Kurfürst oder die mitreisende Adelsentourage konzentriert, sondern diesen Blick eben auch auf diejenigen richtet, über die wir relativ wenig wissen und von denen wir auch bislang relativ wenig erzählt haben.

00:13:01: Also hier haben bestimmt zweihundert Dienerinnen und Diener Dienst getan, das sogenannte Gesinde.

00:13:06: Es gibt eine Gesindeordnung oder mehrere Gesindeordnungen im achtzehnten Jahrhundert.

00:13:11: Es gibt auch die Verpflichtung des Fürsten, diese anständig zu kleiden, sie anständig zu entlohnen und zu speisen.

00:13:16: Aber die Idee, die sozusagen mit Diskretion verbundene Idee deren Tun möglichst zu verstecken.

00:13:24: Das kann man in Benrath wie an kaum einem anderen Ort beobachten.

00:13:28: Das geht schon damit los, dass die Hofküche im Westflügel platziert war und die Anlieferung der Speisen an die Fürstliche Tafel durch einen unterirdischen Gang geschehen musste, sodass man nicht über den Vorplatz laufen musste.

00:13:42: Also schon das ist schon eine Art Verstecken von dieser Dienstbarkeitssphäre.

00:13:48: Und dann geht es eben bis hin zu diesen Diener Etagen, in denen Diener unmittelbare Verbindungen zu den Wohn Appartements von Kurfürstin und Kurfürst hatten, aber eben auch ihr eigenes Areal bespielten.

00:14:02: Und heute wird ja auch durch verschiedene Fernsehproduktionen, Serienproduktionen, ein großer Reiz ausgelöst.

00:14:09: Also da gibt es mittlerweile sehr viel Nachfrage.

00:14:13: Downtown Abbey lässt grüßen und ich kann mich auch erinnern,

00:14:15: in den siebziger Jahren hatten wir das Haus im Eaton Place und auch da waren eigentlich schon die Dieneretage beinahe interessanter als die herrschaftliche Etage.

00:14:27: Was mich aber auch Fasziniert und interessiert in Benrath:

00:14:30: Ich habe gelesen, in Versailles, wo es ja auch diese großen Prunkräume gibt, hat man zu einem bestimmten Zeitpunkt Zwischenetagen eingezogen, weil die besser beheizbar waren.

00:14:41: Das heißt, man hat sich gar nicht in den großen Prunkräumen ständig aufgehalten, sondern eigentlich in den etwas gemütlicheren Etagen.

00:14:48: War das hier in Benrath auch der Fall oder ist das Zufall, dass es die hier gibt, die ja sehr schön ausgestattet sind, diese Zwischenetagen?

00:14:57: Ja, das gibt die Hypothese, dass im Obergeschoss die eigentlichen Wohn Appartements von Kurfürstin und Kurfürst waren, dann hätte man sozusagen jeder Person noch in der zweiten oder in der anderen Obergeschosswohnung, es gibt insgesamt vier Obergeschosswohnungen, hätte man dann quasi die Kammerzofe oder den Kammerherren einquartiert.

00:15:16: Das macht auch Sinn, so numerisch.

00:15:19: und sozial vom Status her.

00:15:21: Das kann schon sein, allerdings muss man sagen, dass gerade die Schlafzimmer in Benrath, die Paradesschlafzimmer im Erdgeschoss außerordentlich interessant eingerichtet sind, denn wir haben einen Kamin, der von außen beschickt werden konnte.

00:15:33: Das heißt, es entstand im Schlafzimmer keiner der Rauch und Qualm, sondern eine reine Hitzeabstrahlung wurde organisiert und wir haben sogar über den Kamin ein Fenster.

00:15:42: Das heißt, sie mussten die durch das Mauerwerk geführte Esse sehr, sehr aufwendig konstruieren.

00:15:47: Und dadurch entsteht schon eine Art Komfort, den es in anderen Schlafzimmern dieser Zeit eben nicht gab.

00:15:54: Und es gibt in Benrath ein Badezimmer.

00:15:57: Und das interessiert mich ganz besonders, weil ich schon seit Langem durch die Länder reise und Evidenz dafür suche, dass man sich eben doch gebadet hat und dass das schon eines der ganz großen Vorurteile ist, dass alles nur schmutzig war und gestunken hat.

00:16:13: Aber darüber würde ich gerne mal eine ganze eigene Folge dieses Podcast machen über Hygiene und Reinlichkeit.

00:16:20: Und dann kam die Zeit, als die Fürstenherrlichkeit vorbei war und die Bürgerlichen das Schloss übernommen haben.

00:16:26: Das war...1900...

00:16:29: ...Elf.

00:16:30: Elf.

00:16:30: ...1911.

00:16:32: Was passierte dann?

00:16:34: Das war ein ganz besonderer Akt, den es auch so oft gar nicht in Deutschland gab.

00:16:40: Die preußische Krone war ein bisschen unterfinanziert und versuchte einige Immobilien... die sie sozusagen in den Ländern jenseits von Berlin besaßen und es sind ja sehr, sehr viele los zu werden.

00:16:55: Weil der Betrieb teuer war, das Aufrechterhalten, also wir wissen ja wovon wir reden, das Aufrechterhalten, die Bewahrung dieser Architekturen und dieser Parks ging ins Geld.

00:17:04: Ja, man trug sich mit dem Gedanken Schloss Benrath zu verkaufen.

00:17:07: Es gab in Benrath dann Gott sei Dank einen Bürgermeister.

00:17:10: Benrath war zu diesem Zeitpunkt noch selbstständig.

00:17:12: Eine prosperierende Gemeinde mit großen Industrieansiedlungen, aber auch mit einem hohen Fremdenverkehrswert, mit also zahlreichen Restaurants und so weiter.

00:17:22: Aus Düsseldorf und aus den umliegenden Städten ist man gerne hierher gereist und hat das als Naherholungsort, wie man heute sagen würde, genutzt.

00:17:31: Also einen Bürgermeister Julius Melies hat die Die Aufmerksamkeit besessen die Gefahren, die mit dem Verkauf verbunden sein könnten zu verstehen.

00:17:42: In der Tat gab es Pläne einer Parzellierung des Schlossparks und damit wäre diese Gesamtanlage eigentlich zerstört worden.

00:17:49: Und daraufhin hat er die Gemeinderatsmitglieder darauf eingeschworen.

00:17:53: den finanziellen riskanten Schritt zu gehen und als Gemeinde dieses Schloss und diesen Park zu kaufen.

00:17:59: Am Ende gelang das auch mit eins fünf Millionen Reichsmark und interessanterweise gehörte der nur nur kurze zeit vorher in das nachbarliche Holthausen gezogene Fritz Henkel mit seinem Henkelwerk zu denjenigen der privaten Hand die die Zinszahlung dieser Gemeinde für den Ankauf auch unterstützt haben.

00:18:20: Also schon damals schon vor dem ja, vor dem Ersten Weltkrieg im

00:18:24: Grunde genommen.

00:18:24: Ja, es gibt schon eine über einhundertjährige Verbindung zwischen Schloss Benrath und Henkel.

00:18:31: Ja, man muss sagen und bürgerlichem Engagement, weil die Fürstenhäuser treten ab und die Bürgerlichen übernehmen das Ruder.

00:18:40: Und dann gibt es eine sehr bürgerliche Zeit für Schloss Benrath.

00:18:44: Eine Schule war dort eingerichtet, so wie ich mich informiert habe.

00:18:48: Ja, das gehört zu den... Man könnte auch sagen, ich will nicht sagen Nachteilen, aber das ist ganz typisch für diese Entwicklung.

00:18:57: Wir haben noch andere kleinere Schlossanlagen, auch Stadtschlösser zum Teil, die in die kommunale Hand übergingen, Schloss Fulda beispielsweise, der Landgrafen von Hessen Kassel und vorher der Fürst-Äbte ist dann städtischer Besitz geworden, dort ist dann heute das Rathaus integriert.

00:19:11: Und hier in Benrath hat man natürlich Raum gebraucht für die Gemeinde, für Gemeinde- nahe Institutionen wie Schulen, für die Feuerwehr, für die Polizei.

00:19:21: und exakt dieser Personenkreise ist hier eingquartiert worden.

00:19:24: Der Ostflügel wurde zum Knabengymnasium, im Westflügel saß zeitweise die Polizei, im östlichen Torhaus war der Bürgermeister untergebracht, bevor das Rathaus gebaut wurde oder fertiggestellt wurde und die Feuerwehr saß gegenüber.

00:19:40: Im anderen Torhaus, deswegen auch die alte Leiterwagenhalle.

00:19:43: Also da gibt es eine richtig gehende kommunale Aneignung dieser Schlossparkanlage, aber das hat ja am Ende des Leben gerettet, denn wie wir wissen, das ist heute noch Credo, nur das Denkmal, das bewohnt wird, das bespielt wird, das belebt wird, wird erhalten.

00:20:00: Zum Glück kann man sagen, hat sich dann aber das Blatt gewendet, als das Schloss in einem schon wirklich schlechten Zustand war.

00:20:11: Und dann kam die Stiftung ins Spiel.

00:20:16: Ja, wir sind am Ende der neunziger Jahre.

00:20:18: Die Idee des Public-Private-Partnership

00:20:25: fast Fuß und findet vielfach Anwendung.

00:20:28: Also die konzentrierte und gemeinschaftliche Investition von privater Hand und öffentlicher Hand:

00:20:33: Das war damals neu.

00:20:35: Und das Stiftungswesen erfährt in Deutschland eine erste große Renaissance, könnte man sagen.

00:20:42: Und es gibt mehrere Freundeskreise.

00:20:44: Das heißt, das Schloss wird tatsächlich gerettet von einer konzentrierten Aktion aus öffentlicher Hand, aus Wirtschaft und aus bürgerlichem Engagement.

00:20:55: Und genau an dieser Stelle werden wir unseren nächsten Podcast beginnen.

00:21:01: Freuen Sie sich schon darauf, wenn wir darüber sprechen, wie solch eine Anlage heutzutage finanziert wird und wie sie gerettet werden konnte.

00:21:10: Ich habe gesprochen mit Prof.

00:21:12: Dr.

00:21:13: Schweizer, dem wissenschaftlichen Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath.

00:21:19: Und der wird mich auch in der nächsten Folge begleiten,

00:21:24: wenn es

00:21:25: um das Stiftungswesen geht.

00:21:28: Und in der letzten Folge werden wir uns dem Förderverein, 

00:21:31: dem Freundeskreis "Freunde Schloss und Park Benrath befassen.

00:21:36: Ich bin überaus erfreut, dass alle zugehört haben und freue mich schon sehr auf unsere nächste Folge.

00:21:43: Bis dahin, das war Isabel

00:21:45: Gronack-Walz von der Deutschen Burgenvereinigung.

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