Entwicklung der Burgen im Hochmittelalter - die Blütezeit des Burgenbaus
Shownotes
Im 12. und 13. Jahrundert entstehen die klassischen steinernen Burgen mit Bergfried, Palas und Ringmauer. Sie dienten dem Schutz, der Verwaltung aber auch der Repräsentation und Machtdemonstration.
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00:00:00: [Musik]
00:00:11: Hier ist der Podcast der Deutschen Burgenvereinigung.
00:00:14: Wir haben uns den Erhalt und die Erforschung europäischer Burgen und Schlösser zum Ziel gesetzt.
00:00:20: Mein Name ist Isabel Gronack-Walz.
00:00:22: Mir gegenüber sitzt Herr Dr. Reinhard Friedrich, der Leiter des Europäischen Burgeninstitutes.
00:00:30: Dies ist der zweite von drei Teilen zur Entwicklung der Burgen vom Frühmittelalter bis zur Renaissance.
00:00:37: Die Burgen im hohen Mittelalter zur Stauferzeit.
00:00:42: Was zeichnet diese Burganlagen aus? Was können wir uns darunter vorstellen?
00:00:47: Die Burgen des Stauferzeit, also Zeit von Barbarossa, der zweiten Hälfte des
00:00:52: 12. Jahrhunderts und seinem Enkel Friedrichs des zweiten in der ersten Hälfte des 13 Jahrhunderts.
00:00:57: Das wird gern gesehen als die klassische Zeit der Burgen.
00:01:01: Und auch das Burgenbaus. Das hat man in der Literatur schon früh als eine solche klassische Phase gesehen.
00:01:08: Und das hat sich bis heute in der Bevölkerung als Bild eingeprägt. Die typische Burg, das ist immer die Burg der Stauferzeit.
00:01:16: Obwohl wir wissen, dass im Spätmittelalter auch viele Burgen gebaut werden und die auch sehr wichtig waren.
00:01:23: Aber wenn wir die Burgen heute sehen, hier im Mittelrheintal, Gutenfels, unsere Marksburg auch,
00:01:29: oder Landeck in der Pfalz, da sind stauferzeitliche Burgen mit einem Bergfried,
00:01:36: mit der klassischen Teilung in Bergfried, Palas, einer Befestigung, teilweise mit Buckelquadern,
00:01:41: einem Turm und einer Kapelle.
00:01:44: Das ist so die Grundausstattung einer mittelalterlichen Burg, die wir vor Augen haben, wenn wir an die Stauferzeit denken.
00:01:51: Die Forschung hat aber gezeigt, dass es da zu gleichzeitig auch noch Anlagen aus Holz gegeben hat.
00:01:58: Die auch einen einfachen Turm hatten, etwas von den weniger finanzkräftigen Bauherren oder am Niederrhein,
00:02:05: wo einfach nicht so viel Steinwerk zur Verfügung steht.
00:02:09: Da werden auch in dieser Zeit, wo es hier schon ausgeprägte Steinburgen gibt,
00:02:14: werden nach wie vor prächtige Burgen aus Holz errichtet,
00:02:17: einfach weil dieses Baumaterial Stein dort nicht zur Verfügung stand.
00:02:21: Erst als man im Laufe des 13. Jahrhunderts dann gelernt hat, aus Lehm Steine zu backen, also den Backstein,
00:02:28: sich der Backstein so durchgesetzt hat, dass auch im Profanbau verwendet wurden,
00:02:32: entsteht ein neuer Typ der Burg, die Backsteinburg, die wir im 14. Jahrhundert in den Niederrhein und im Münsterland vor Augen haben.
00:02:41: Also auch das eine Ausprägung der Burg, die wir dann in bestimmten Gebieten, in 13. und vor allem 14. Jahrhundert sehen.
00:02:51: Aber die klassische Phase ist eben nach wie vor noch vor dem Bild die Burg der Stauferzeit.
00:02:57: Das ist ja wirklich interessant. Die Römer, die kannten das ja schon, wie man Steine, also wie man Ziegel herstellt.
00:03:04: Das scheint dann ja zwischenzeitlich ganz verloren gegangen zu sein.
00:03:07: Oder weitgehend. Also hier in Mitteleuropa auf jeden Fall im Byzantinischen Reich, das natürlich eine Fortsetzung des Römischen Reiches gewesen ist.
00:03:17: Da hat diese Technik weiter überlebt und ist auch angewandt worden.
00:03:22: Und als dann viele Ritter hier aus dem Westen nach Palästina kamen im Zuge der Kreuzzüge,
00:03:31: da haben sie dann diese byzantinischen Bauten wieder gesehen und kennengelernt und wurden angericht eben die Dinge hier dann wieder nachzubauen.
00:03:40: Also das ist jetzt beim Backstein allein nicht so gewesen, aber die Anregung kann durchaus davon kommen,
00:03:46: dass ohnehin eine spannende Phase, die wir in vielen Dingen wieder erleben können, dass die Kreuzzüge oder die das in der Gegend herum kommen gewissermaßen
00:03:57: und dann wirklich im Osten, im Orient oder im Byzantinischen Reich ganz andere Vorbilder zu sehen, dass das hier wieder den Burgenbau beeinflusst hat.
00:04:06: Ja, ich kenne das ja auch aus dem Kirchenbau. Also mit den Kreuzzügen kommt ja auf einmal eine ganz neue Formensprache hier wieder zurück nach Europa, die sehr bereichernd ist.
00:04:16: Und das kann man an den Burgen, kann man das ja an den Zierraten wohl auch erkennen, oder?
00:04:21: Ja, und vor allem auch in dem Konstruktionsprinzip. Also es kommen dann schon neue Burgentypen oder Konstruktionsweisen auf,
00:04:31: beispielsweise Chateau Gaillard von Richard Löwenherz an der Seine, errichtet nahe Rouen.
00:04:38: Das greift schon viele Elemente auf, die er selber bei den Kreuzzügen kennengelernt hat.
00:04:43: Und hier also runde Türme, so massive Rundungen, tropfenförmige Bauwerke, das greift also viele Dinge auf, die er selber auf den Kreuzzügen dann kennengelernt hat.
00:04:55: Da auch die Art der Fenster und Türöffnungen, die ...
00:04:58: Ein bisschen schon, aber das sind natürlich dann das Romanik, das ist der Wechsel von Romanik zur Gotik.
00:05:04: Aber die Bauprinzipien wirklich massiv zu bauen, dieser gerade in Chateau Gaillard, dieser mächtige Donjon, der in der Mitte steht und durch verschiedene Rundteile geschützt ist, auch gegen Beschuss mit Blieden,
00:05:19: das ist wieder etwas Neues, was dann hier einzug hält.
00:05:22: Kann man so etwas dann mit den Herrscher an den ... also wir haben das ja jetzt an den Staufern festgemacht.
00:05:27: Kann man schon sagen, dass wenn sich sozusagen die Herrscher Geschlechter abwechseln, das dann auch neue Bauprinzipien einzug halten?
00:05:36: Oder ist das Zufall?
00:05:37: Nein. Also das hat es früher manchmal oder öfters gegeben, den Versuch bestimmte Herrscher oder mit bestimmten Bauformen in Verbindung zu bringen.
00:05:48: Das würde ich aber heute so nicht mehr unterstreichen.
00:05:52: Wir nennen das deshalb auch Stauferzeitliche Bebauung und nicht Bebauung der Staufer, weil das würde ja implizieren, dass wirklich die Staufer oder ihr Einflussgebiet einen bestimmten Typ der Burg geprägt hat.
00:06:04: Das ist nicht so, sondern das sind eben stauferzeitliche Burgen, das heißt man hat eben in dieser Zeit dann Burgen so gebaut, wie andere das auch gemacht haben, aber nicht speziell jetzt auf das Kaiserhaus der Staufer beschränkt.
00:06:19: Wir sind im hohen Mittelalter und wenn ich an das hohe Mittelalter denke, denke ich natürlich sofort an Ritter und an Burgen. Aber wie viele Teile der Bevölkerung haben denn eigentlich auf den Burgen gelebt?
00:06:32: Ja, wir wissen nicht genau, wie viele Menschen damals insgesamt in bestimmten Zeiten gelebt haben, aber die wenigsten haben auf Burgen gelebt.
00:06:42: Also das war schon ein besonderer Bereich, wo wie gesagt die Herrschafftsfamilie mit einigen Bediensteten wohnte.
00:06:49: wohnte aber der
00:06:52: meiste Teil der Bevölkerung hat in den umliegenden Dörfern gewohnt, hat Landschaftwirtschaft betrieben
00:06:57: und auch die Burgbesatzung ernährt.
00:07:02: Und da kommen wir direkt zu der interessanten Frage. Was ist denn zuerst da? Das Dorf oder die Burg?
00:07:09: Das ist wirklich nicht immer ganz einfach zu untersuchen. Wir müssen aber unterscheiden zwischen Altsiedelland,
00:07:15: also einem guten Boden, der schon immer besiedelt war. Da waren sicherlich die Menschen zuerst da
00:07:20: und dann bilden sich eben diese Herrschaftsstrukturen heraus und die Herrschaften befestigen sich.
00:07:25: Anders ist es in den Rodungsgebieten, wo dann die Menschen neue Siedelgebiete erschlossen
00:07:34: und da ist es gar nicht so einfach festzustellen, was zuerst da war. Die Burg oder die rodenden Leute,
00:07:40: also ist jetzt ein Burgherr, der die Genehmigung hatte, in Anführungszeichen Wildnis gezogen,
00:07:47: hat dann dort von seinen Leuten ein Gebiet rodend lassen oder ist zuerst gerodet worden
00:07:52: und dann ist später die Burg da reingesetzt worden, beispielsweise auch um das Gebiet zu strukturieren
00:07:57: und mich zuletzt steuern einzutreiben. Das ist insofern schwierig zu untersuchen,
00:08:03: weil wir dazu sehr genau datieren müssten. Ich habe das selber mal versucht.
00:08:07: Im Hundsrück da gibt es so etwas, man kann ja heute noch sehen, Siedlungskammern gewissermaßen,
00:08:14: im Waldgebiet, um einen Dorf herum sind gerodete Flächen
00:08:19: und zu jeder dieser gerodeten Flächen gehört auch eine Burg, aber es ist eben zeitlich schwer festzustellen,
00:08:24: waren jetzt zuerst die rodenden Leute da oder war zuerst die Burg da?
00:08:28: Ganz sicher kann man aber sagen, dass natürlich so eine Burg für die umliegenden Dörfer nicht nur der unterdrückende Machtfaktor war,
00:08:38: der Steuern abgezogen hat, sozusagen, gegen den man sich dann wie später in den Bauern kriegen werden musste,
00:08:45: sondern es war natürlich auch ein Schutzfaktor, gerade in unruhigen Zeiten.
00:08:50: Da ist natürlich so eine Burg mit Burgherr, Besatzungen und Kriegern auch ein Schutz vor überfallenden Horden.
00:08:57: Ja, aber so gefährlich war es im Mittelall eigentlich nicht mehr,
00:09:02: also dass es jetzt umherziehende Banden gab, vor denen man sich schützen musste
00:09:07: und vor dem der Burgherr dann Unterschlupf gewährte in Notfällen,
00:09:12: also darf man sich das eigentlich nicht mehr vorstellen, dazu wäre auch zu wenig Platz gewesen auf der Burg.
00:09:17: Also richtig ist zunächst mal auf jeden Fall, dass Burg und zu einer Burg
00:09:22: mehrere ein oder mehrere Dörfer gehörten, um einfach und die zusammenbildeten eine Herrschaft zugeschnitten auf den Burgherren
00:09:29: und da wurde verwaltet, da wurde auch recht gesprochen, das war also mit der Struktur auf diese Burg zugeschnitten.
00:09:37: Es konnte aber passieren, wenn der Burgherr jetzt mit einem anderen Burgherren im Krieg lag,
00:09:42: dass dann gegenseitig man versuchte diese Dörfer zu zerstören, also das war manchmal sogar mit der Schutzfunktion
00:09:48: einfach nicht durchsetzbar und dann sogar gefährlich, wenn man ein Abhängiger Untertan war,
00:09:53: der angegriffen wurde, um quasi die wirtschaftliche Grundlage seines Herrn zu zerstören,
00:09:57: also sowas hat es dann leider auch gegeben.
00:10:00: Wie kann ich mir denn das vorstellen, die Menschen, die in den Dörfern gewohnt haben,
00:10:03: waren das jetzt abhängige Bauern, waren das freie Bauern und Pechter oder hat sich das entwickelt?
00:10:09: Das hat sich entwickelt, aber in der Regel waren das keine freien Bauern, also wir wissen aus der Merowingerzeit,
00:10:15: dem 7. Jahrhundert, da gab es noch zahlreiche freie Bauern und aber bis zum Mittelalter,
00:10:21: über das wir jetzt reden, also zum hohen Mittelalter hat sich eben diese Herrschaftsstruktur geändert
00:10:26: und so durchgesetzt, dass Grunde zu jeder Burg eine Reihe von mehr oder weniger abhängigen sei,
00:10:34: direkt abhängig sei es durch Lehnsnahme abhängig gehörten und diese freien Bauern, die gab es eigentlich kaum noch.
00:10:42: Die gab es kaum noch und das waren dann die Menschen, die in den Dörfern wohnen,
00:10:46: die dann auch die sogenannten Spannendienste für die Herrschaft...
00:10:51: Ja, die wurden gelegentlich auch bei Bauarbeiten herangezogen mit einem bestimmten Zeit,
00:10:57: bei der Ernte wurde man natürlich auch im Feld gebraucht, aber man kann auch die ganze Zeit
00:11:04: unentgeltlich für seine Herren arbeiten, aber bei Bauarbeiten wurden die eben zu niederen Arbeiten herangezogen.
00:11:11: Lokanten herangezogen.
00:11:14: Und wie kann ich mir das jetzt vorstellen? Die haben dann ihre Felder bewirtschaftet, haben Vieh gehalten,
00:11:19: aber das haben sie schon gewissermaßen in Eigenregie gemacht und dann am Ende des Jahres Abgaben geleistet
00:11:25: oder wurden die auch in ihrer Tätigkeit überwacht und wurde denen vorgeschrieben, so diese Woche wird geerntet
00:11:32: und nächste Woche wird... was ist das echt, der Wind gehabt?
00:11:36: Ja, der Erntezeitpunkt hängt natürlich vom Wetter ab und so, aber im Prinzip wurden die schon, sagen wir mal,
00:11:40: ein unbewachtes Leben ohne Herrschaft gab es eigentlich nicht, es war schon klar, wie viele Abgaben auch abgegeben werden,
00:11:48: muss das wurde auch geschätzt, das sind wir mal wieder Aufzeichnungen, dass natürlich haben die versucht,
00:11:55: auch Dinge für ihre Herrschaft zu verstecken, dementsprechend müssen sie die Herrschaft auch an Versuchen,
00:12:02: an Verzeichnissen anzulegen, wie viel Güter wirft eigentlich dieser Betrieb oder dieser Gutshof ab.
00:12:07: Ja, sie musste aber die Ernten oder ein Teil der Ernte natürlich dann eben abliefern
00:12:11: und auch das Vieh, das sie wirtschaftet haben und sie waren halt so Abgaben verpflichtet.
00:12:18: Und dazu dienten dann zum Beispiel die Zehntscheunen um das dann einzulagern...
00:12:23: Ja, oder auf dem Burg direkt, also das war schon so, dass man dann zu Abgaben verpflichtet war.
00:12:29: Vielen Dank für diese interessanten Einblicke zur Entwicklung der Burgen,
00:12:34: das war der Podcast der Deutschen Burgenvereinigung Isabel Gronack-Walz
00:12:38: und mir ging über der Leiter des Europäischen Bogeninstitutes Dr. Reinhard Friedrich.
00:12:45: Höhren Sie auch unsere anderen spannenden Folgen auf diesem Podcast zur Entwicklung der Burgen
00:12:51: vom Frühmittelalter bis zur Renaissance. Es sind insgesamt drei Teile.
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